10 Gründe für ein umbalgo Training
In diesem Artikel erfährst du, welchen Nutzen ein umbalgo Training meiner Ansicht nach für dich haben könnte. Da ich selbst Entwickler des umbalgo Ansatzes und überzeugter umbalgo Trainer bin, schreibe ich diese Zeilen natürlich nicht unvoreingenommen. Behalte beim Lesen also eine kritische Haltung.
Hinweis: Auf die Besonderheiten Spielerischer Kampfkunst, als dem zentralen Element des umbalgo Trainings, gehe ich in einem extra Artikel ausführlich ein. hier weiterlesen
Übersicht
- Mutig in Kontakt kommen
- Die eigenen Kräfte entfalten
- Allgemeine Fitness
- Koordinationsfähigkeiten verbessern
- Selbstverteidigung lernen
- Freude am Spielen
- Körperwahrnehmung - innere Impulse lesen lernen
- Stressreduktion durch Co-Regulation
- Zwischenmenschliche Spannungen erkennen und kompetent reagieren
- Mit dem ganzen Körper klar kommunizieren lernen
1. Mutig in Kontakt kommen
Das umbalgo Training ist ideal für alle Menschen, die Kontaktängste oder zumindest Kontaktvorbehalte in irgendeiner Form haben. Das heißt nicht, dass du sie haben musst, um in einem umbalgo Training zu lernen und Spaß zu haben. Aber wenn es dir schwer fällt mit anderen Menschen klar, aufrecht und respektvoll in Kontakt zu gehen, dann bietet das umbalgo Training einen idealen Ausgangspunkt, um dich weiterzuentwickeln. Dieser entwicklungsfördernde Ausgangspunkt wird durch die Kombination des 5 Phasen-Konzeptes mit flexiblen Übungs- und Spielformaten geschaffen. Beides wird von mir als Trainer begleitet. So wird das Training den individuellen Fähigkeiten und Vorerfahrungen der Teilnehmenden gerecht. Gleichzeitig wird ein Raum geschaffen, in dem sich unterschiedliche Menschen auf Augenhöhe begegnen können.
2. Die eigenen Kräfte entfalten
Der Kontakt auf Augenhöhe ermöglicht es auch, sich in den kämpferischen Übungen gemeinsam als stark zu erleben. In der spielerischen Auseinandersetzung wird körperliche Überlegenheit nicht ausgenutzt, sondern dosiert eingesetzt. Der Kräfteeinsatz wird bewusst den Grenzen der Übungspartner:innen angepasst. So können auch Menschen, die unterschiedlich schwer und stark sind, sich miteinander technisch weiter entwickeln. Grenzen werden geschützt und zugleich die Komfortzone erweitert. Wenn eine respekt- und rücksichtsvolle Haltung selbstverständlich ist, kann sogar die körperliche Überlegenheit der Übungspartner:in als Erleichterung erlebt werden. Z.B. wenn du Gewicht an eine:n stärkere:n Übungspartner:in abgibst. Und ein körperlich überlegener Partner, kann es dir außerdem ermöglichen, in einem kontrollierten und abgesicherten Rahmen, innere Spannungen im Kampf auszuagieren.
3. Allgemeine Fitness
Das umbalgo Training soll in erster Linie die Voraussetzungen für eine klare, aufrechte, ehrliche, selbstbewusste, respektvolle und achtsame Kommunikation schaffen, bzw. die dafür nötigen Fähigkeiten Entwickeln (Spoiler 10. Grund). Der Schwerpunkt liegt dabei auf Körpersprache. Um es noch genauer zu formulieren: Auf den Möglichkeiten durch Bewegung, Positionierung und direkten Kontakt zu kommunizieren. Bereits unter Punkt 2 war vom Kräfteeinsatz und Ausagieren die Rede. Speziell durch diese kämpferischen Kontaktübungen in Bewegung fördert das umbalgo Training nebenbei die körperliche Fitness. Insbesondere die Kraft-Ausdauer und Stabilität.
4. Koordinationsfähigkeiten verbessern
Als weiterer und wichtiger Teil der körperlichen Ertüchtigung fördert das umbalgo Training verschiedene koordinative Fähigkeiten. In der zweiten Phase „Raum und Zeit“, liegt der Fokus auf Übungen und Spielen, die die Beweglichkeit und den Gleichgewichtssinn schulen. Aber vor allem im letzten Teil des Trainings, wird die Koordination herausgefordert und weiterentwickelt. Wenn sich die Teilnehmenden kämpferisch gegen- und miteinander bewegen, müssen verschiedene Muskelgruppen in einem komplexen Zusammenspiel angesteuert werden. Und auch die Bewegungsradien der Gelenke müssen kontrolliert und koordiniert werden. Eine Herausforderung und besonders wichtig hierbei, ist die präzise und synchronisierte Zusammenarbeit von oberer und unterer, sowie linker und rechter Körperhälfte. Außerdem müssen die eigenen Bewegungen ständig den Bewegungen der Übungsparter:in angepasst werden. Um darauf vorzubereiten werden sehr spezifische Reaktionsmuster auf verschiedene Reize durch Wiederholung eingeübt. So wird ein Muskelgedächtnis gebildet, dass dir den 5. Grund liefert, an einem umbalgo Training teilzunehmen.
5. Selbstverteidigung lernen
Ein wichtiges Ziel des umbalgo Trainings ist es, Fähgikeiten zu entwicklen, die wir brauchen, um Informationen mit anderen Menschen möglichst bedürfniseffizient auszutauschen. Wir sind davon überzeugt, dass sich Kampfkunstübungen dafür besonders gut eignen. In Kampfkunstübungen steckt aber noch mehr Potential. Z.B. zu Lernen, wie wir uns in einer Angriffssituation verteidigen können. Die Frage, ob unser Training Selbstverteidigungsnutzen hat, steht nicht im Vordergrund. Trotzdem hat sie sich auf die Auswahl der Übungen und Techniken ausgewirkt. Viele Selbstverteidigungsexperten halten folgende Trainingselemente für besonders wichtig: Vollkontaktsparring (Übungskampf), Konfrontation mit dosiertem Chaos, viele Technikwiederholungen mit zunehmendem Widerstand und einem konkreten Ziel (Spielcharakter), und regelmäßiges Training. Wir wollen diese Elemente einbeziehen. Deshalb haben wir uns vor allem für Techniken, Übungen und Kampfregeln aus folgenden Kampfkünsten entschieden: Ringen, Brasialianisches Jiu Jitsu (Bodenkampftechniken), Mixed Martial Arts und Kickboxen mit Fokus auf das Boxen. Um das Training sicher und offen für alle zu halten, passen wir das klassische Training in diesen Kampfsportdisziplinen den individuellen Voraussetzungen der Teilnehmenden an. Damit kommen wir zum 6. Grund an einem umbalgo Training teilzunehmen.
6. Freude am Spielen
Im umbalgo Training nehmen wir Spiel und Spaß sehr ernst. Spielcharakter heißt für uns, dass das Training auf „echte“ Kontakt-Situationen vorbereitet, die Konsequenzen dabei aber reduziert und kontrolliert werden. Es geht um das nachvollziehen von Existenz, in einem durch die Trainer:in abgesicherten Rahmen. D.h. es gibt klare Regeln, an denen sich die Teilnehmenden orientieren können, die aber Raum für Improvisation lassen. Und wenn ein Spiel langweilig wird, können die Regeln angepasst werden. Denn Freude ist beim Spielen der wichtigste Hinweis darauf, dass das Verhältnis zwischen Herausforderungen und Erfolgserlebnissen stimmig ist. Dieses Gleichgewicht schafft die Voraussetzung für effizientes Lernen.
7. Körperwahrnehmung: innere Impulse lesen lernen
Mit diesem Grund schalten wir einen Gang zurück. Denn wir müssen unbedingt betonen, dass die innere Haltung und Verfassung, sich in Wechselwirkung mit der äußeren Haltung und Verfassung befindet. Unsere äußere Haltung und Verfassung wird von anderen wahrgenommen und interpretiert. Ob wir das wollen oder nicht. So wirkt sich unser Innenleben darauf aus, was wir anderen Menschen mitteilen. Wenn wir uns unklar über uns selbst sind, übermitteln wir häufiger widersprüchliche und missverständliche Informationen an andere. Die Reaktionen, die wir dann erleben, können uns noch mehr verwirren. In Extremfällen sind wir dann von unseren Impulsen überrumpelt und gehen in eine Schockstarre. Oder wir reagieren über. Es macht also Sinn, in einem Kommunikationstraining die innere Wahrnehmungsfähigkeit zu üben. Und da es im umbalgo Training viel um Körperlichkeit geht, werden innere Körperregungen beobachtet. Vor allem Bewegungsimpulse. Diese können die Möglichkeit bieten, innere Spannungen zu verarbeiten, sofern den Bewegungen Raum gegeben wird. In einem therapeutischen Setting können solche inneren Impulse sogar dazu genutzt werden, Traumata zu verarbeiten. Es würde zu weit führen, die Hintergründe für diese Behauptung an dieser Stelle auszuführen. Aber zum Glück hat das bereits jemand anderes ausführlich getan: Der Biophysiker und Psychologe Peter A. Levine. Für alle die sich näher dafür interessieren, lohnt es sich, sein Buch „Sprache ohne Worte – Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt“ zu lesen.
Von der Selbstregulation gehen wir nun einen Schritt weiter zur Co-Regulation.
8. Stressreduktion durch Co-Regulation
Dass Massagen einen entspannenden und regulierenden Effekt haben können, ist allgemein bekannt. Dass es möglich ist, eine Massage zu geben und gleichzeitig zu bekommen, ist weniger verbreitet. Die sogenannte Co-Regulation lässt sich mitunter bei Pferden beobachten, die sich aneinander reiben. Wenn wir mit uns vertrauten Menschen Kuscheln oder uns aneinander schmiegen, kann das auch Co-Regulation sein. Den Unterschied macht die Gegenseitigkeit. Wir können uns aber nicht nur mit Menschen Co-Regulieren, die wir bereits gut kennen. In einem Trainingskontext könnte das so aussehen, dass sich die Teilnehmenden partner:inweise Rücken an Rücken stellen oder setzen. Rücken massiert also Rücken. Gewisse Regeln und Grenzen geben dabei die nötige Sicherheit. Dass die Begegnung auf Augenhöhe stattfindet ist eine Voraussetzung für die Co-Regulation und zugleich ein wichtiger Lerneffekt. „Ich sorge für mich und vertraue darauf, dass du für dich sorgst.“ ist der eine Teil der Vereinbarung. Der andere lautet: „Ich achte deine Grenzen und vertraue darauf, dass du meine Grenzen achtest“. Und schließlich werden diese Vereinbarungen durch die Trainer:in abgesichert. Zu erleben, dass miteinander füreinander gesorgt werden kann, ohne dass sich irgendwer opfert, wird als sehr bereichernd erlebt.
9. Zwischenmenschliche Spannungen erkennen und kompetent reagieren
Um am 8. Grund anzuknüpfen, stellen wir uns die Frage, wie wir in Kontaktsituationen mit zwischenmenschlichen Spannungen umgehen wollen. Denn auch in einem umbalgo Training kann es zu Disharmonien kommen. So wie überall, wo wir mit anderen Menschen authentisch in Kontakt kommen. Im Unterschied zu Konflikten im „echten“ Leben, bietet der Trainingskontext allerdings einen Raum, in dem dich geschulte Trainer:innen begleiten und die Klärung moderieren. Und auch die Gruppe kann sich gewinnbringend beteiligen. Denn zwischenmenschliche Spannungen haben selten nur etwas mit dir persönlich zu tun, sodass alle Teilnehmenden gemeinsam lernen können. Der Vorteil liegt auf der Hand: Real erlebte Konflikte können in einem sicheren Rahmen, begleitet durch die Trainer:in, geklärt werden. Und selbst wenn sie nur angesprochen und als solche erkannt werden, kann das bereits das Selbstbewusstsein der Beteiligten steigern.
Und nun zum Globalziel.
10. Mit dem ganzen Körper klar kommunizieren lernen
„Globalziel“ ist vielleicht noch nicht ganz das richtige Wort. Besser passt „Mission“ ;)! Wir wollen möglichst vielen Menschen ermöglichen, Expert:innen für Körpersprache zu werden. Aber warum nutzen wir dafür Kampfkunstübungen und kämpferische Spiele? Das lässt sich am besten mit einer persönlichen Geschichte beantworten.
Mit 10 Jahren habe ich mit Judo angefangen und seitdem viele verschiedene Kampfsportarten und Kampfkünste ausprobiert. Dabei ist mir über die Jahre etwas beeindruckendes bewusst geworden. Ich war mir immer sehr sicher, dass ich meine Trainingspartner:innen sehr gut kannte. Selbst wenn wir nur 1-2 Stunden zusammen trainiert hatten. Besonders deutlich war dieses Gefühl, wenn mit viel Kontakt und hohem Krafteinsatz trainiert wurde. Dabei kannte ich oft nicht mehr als den Namen meiner Übungspartner:innen. Erst als ich mich mit dem Thema Kommunikation intensiver beschäftigte, wurde mir klar, woher mein gefühltes Wissen kam. Auch wenn ich keine harten Fakten aus dem Leben meiner Übungspartner:innen kannte, wusste ich sehr viel über ihre Körper. Z.B. wie sie sich bewegten, wo sie verspannt oder locker waren, wie sie auf äußere Einflüsse reagierten, wo ihre Stärken und Schwächen lagen. Körper und Psyche sind meiner Erfahrung nach (und auch dem heutigen wisschenschaftlichen Stand entsprechend) untrennbar verbunden und stehen in Wechselwirkung miteinander. Deshalb konnte ich auch die Psyche meiner Übungspartner:innen sehr schnell sehr genau einschätzen. Z.B: erlebte ich, ob ich ihnen in einem Übungskampf oder einer Technikübung meine Gesundheit anvertrauen konnte. Und ich erfuhr, wie sie ihre eigenen Grenzen signalisierten. Zusätzlich habe ich sehr viel über meinen eigenen Körper und meine Grenzen gelernt und konnte darüber ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln. Sowohl körperlich als auch mental. Irgendwann merkte ich, dass mein Wissen über Körper auch im Alltag anwendbar war. Ich wurde sehr gut darin Menschen einzuschätzen. Körperhaltung. Feine Nuancen in der Positionierung und Ausrichtung im Raum. Nähe und Distanz. Berührungen. Geschwindigkeit, Intensität, Richtung und Intention von Bewegungen. Gestiken mit Händen, Füßen oder dem Kopf. Mimik. Geräusche. Tonfall. Sprachrhythmus. In all dem spiegeln sich zum einen individuelle, komplexe Persönlichkeiten wider. Zum anderen lassen sich wiederkehrende Muster erkennen.
Der Kontakt beim Kämpfen ist zwangsläufig sehr authentisch, da wir uns gemeinsam in Grenzbereichen bewegen. Verbunden mit dem spielerischen Ansatz, vermute ich darin heute den Grund für das schnelle Lernen von- und miteinander. Ähnliche Erfahrungen wie im Kampfsporttraining habe ich mittlerweile in einigen Kontakttänzen und im Improtheater gemacht. Beide runden den umbalgo Ansatz ab und schaffen einen ganzheitlichen Einblick in die Möglichkeiten mit unseren Körpern klar und bedürfniseffizient zu kommunizieren.
Fazit
Das umbalgo Training bietet also einen Spiel- und Übungsraum, in dem du lernst, deine körperlichen Kräfte zu entfalten, um mutig mit anderen interessanten Menschen in Kontakt zu kommen. Dabei verbesserst du nebenbei deine allgemeine Fitness und deine koordinativen Fähigkeiten. Du lernst vielseitige Übungen aus verschiedenen Kampfsportarten, Kampfkünsten, Kontakttänzen, sowie aus dem Improtheater kennen. Dabei entwickelst du die Fähigkeiten, deinen Körper und deine inneren Impulse besser wahrzunehmen und zu verstehen. Die gewonnene Bewusstheit kannst du zur Selbst- und Co-Regulation, aber auch zum Setzen von Grenzen und kontrollierten Erweitern deiner Komfortzone nutzen. Du erlebst Selbstwirksamkeit, unabhängig von deiner körperlichen Verfassung. Und vor allem lernst du mit deinem Körper in Einklang zu kommen, um klar, aufrecht, ehrlich, selbstbewusst, respektvoll und achtsam zu kommunizieren.