Armwrestling, Daumencatchen und Co.

Joscha Keiling • 1. Februar 2023

Handkontaktkampfsportarten

Zum Auftakt des neuen umbalgo blogs und angesichts des anstehenden umbalgo-Turniers am 25. Februar, möchte ich euch vier Zweikampfdisziplinen vorstellen, die alle eines gemeinsam haben: der Kontakt zum Gegner wird ausschließlich über die Hände, bzw. lediglich einen Finger hergestellt. Trotzdem werden diese Kampfkünste zum Teil mit viel Ganzkörpereinsatz ausgetragen.



1. Armdrücken, Armwrestling oder "Baumfällen"

Armdrücken wird heutzutage als professionalisierter Sport mit offiziellem Regelwerk an einem genormten Armwrestling-Tisch ausgetragen. Zwei Kontrahenten stehen sich gegenüber und umfassen eine Hand des anderen. Auf ein Startsignal hin versuchen sie den Handrücken des Gegeners, bzw. der Gegnerin auf ein Polster zu drücken, das auf dem Tisch befestigt ist.

Ursprünglich wurde Armdrücken insbesondere in Holzfällerkreisen ausgeübt. Zum einen, um festzustellen, wer der Stärkste ist (wobei es beim Armdrücken laut Experten auch auf Konzentration, Technik und Ausdauer ankommt). Zum anderen, um Rivalitäten und Streitigkeiten öffentlich auszutragen. Denn es ist leichter sich auf die Lösung von Konflikten zu konzentrieren, wenn erst einmal Dampf abgelassen wurde. Der auf die Hände beschränkte Kontakt verhindert dabei Verletzungen, die zum Beispiel bei einem Faust oder Ringkampf wahrscheinlicher sind. Ganz ohne ein Verletzungsrisiko kommt allerdings auch das Armdrücken nicht aus. Vor allem unter professionellen Armwrestlern kommen immer wieder mal Armbrüche oder Benderrisse vor.


Hier ein unterhaltsamer Film, der zeigt, welche Rolle der „Kampf in den Köpfen“ der Armwrestler spielen kann. Der Film zeigt ein Match zwischen Devon Larrat, dem wohl bekanntesten Armwrestler, und Wagner Bortolato.

2. Fingerhakeln

Fingerhakeln ist ein Zweikampf der vor allem in Bayern und Österreich Tradition hat. Dabei sitzen sich zwei Kontrahenten an einem Tisch gegenüber und versuchen sich gegenseitig mit einem Finger „über den Tisch zu ziehen“. Beim Fingerhakeln kommt es, wie beim Armdrücken, nicht nur auf Kraft, sondern auch auf Technik und den Einsatz des ganzen Körpers an. Und wie das Armdrücken wird diese Disziplin den Holzfällern zugeschrieben.

Fingerhakeln wird mittlerweile sportlich, mit festem Regelwerk und genormten Stühlen und Tischen ausgetragen. Alternativ zum direkten Verschränken eines beliebigen Fingers, kann auch ein Lederriemen als Verbindungsstück genutzt werden.


Hier ein Zusammenschnitt der Deutschen Meisterschaften im Fingerhakeln 2019.

3. Daumencatchen

Daumencatchen, auch Daumenwrestling oder Daumenringen genannt, kennen wir vermutlich alle aus unserer Kindheit. Das Herkunftsland des Daumencatchen ist laut wtwc (world thumb wrestling championship) Großbritanien. Aber auch bei uns in Deutschland ist es bekannt und beliebt, weil es einfache Regeln hat, spielerisch-kämpferischen Kontakt mit geringem Verletzungsrisiko ermöglicht, Spaß macht und sich überall spielen lässt.


Hier ein kleiner Einblick in die World Thumb Wrestling Championships.

Und ein TED Vortrag, der den vielseitigen Nutzen des Daumencatchens hervorhebt.

4. Hände klatschen-ausweichen

Einen knackigeren Namen für dieses bekannte Reaktionsspiel von dem es verschiedene Varianten gibt, ist mir noch nicht eingefallen. Wenn du eine Idee für einen passenden Namen hast, schreib ihn uns gerne ins Kontaktformular. In jedem Fall geht es beim „Hände klatschen-Ausweichen“ darum, den Handrücken des Gegeners, bzw. der Gegnerin zu klatschen, während diese:r versucht auszuweichen. In der Startposition stehen sich die Kontrahenten gegenüber, legen ihre eigenen Handflächen vor dem Bauch aufeinander (wie beim Namaste-Gruß) und richten die Fingerspitzen zum Gegener aus, sodass sie sich gegenseitig fast berühren. Dieses Spiel unterscheidet sich von den anderen drei vorgestellten insbesondere dadurch, dass hier vor allem die Reaktionsfähigkeit entscheidend ist und der Krafteinsatz eher unbedeutend ist. Dadurch ist es eine gute Ergänzung in der Reihe der Handkontakt-Kampfsportarten.

Fazit

Für umbalgo sind die vorgestellten Disziplinen interessant, weil

1. die Regelwerke leicht erklärt und schnell verstanden sind

2. auch ältere Menschen mit jüngeren gut mithalten können

3. wenige bis keine Geräte benötigt werden

und 4. das Verletzungsrisiko im Vergleich zu anderen Kampfsportdisziplinen relativ gering ist. Und wie bei anderen Formen von Kontakt und Bewegung ist auch hier bemerkenswert, wie Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen und sozialen Hintergründen auf Augenhöhe miteinander in Berührung kommen können.

Die umbalgo Turniere sollen nicht allein ein Event zum Zuschauen, sondern ein soziales Event sein, bei dem möglichst viele Menschen aktiv teilnehmen. Deshalb werden wir von nun an Armdrücken, Fingerhakeln, Daumencatchen und „Hände klatschen-ausweichen“ als Disziplinen anbieten. Am 25. Februar wird das nächste umbalgo Turnier stattfinden. Es ist das zweite überhaupt. Damit stehen wir also noch am Anfang und sind gespannt, wie unser Turnier-Format bei den Teilnehmer:innen ankommt.


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von Joscha Keiling 1. März 2023
Was macht einen Kampf spielerisch?